Praxiserfahrung Aktienrente

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Erst kürzlich erhielt ich – wie alle Rentner – von der BfA die übliche Renteninformation, wonach die BfA-Rente zum 1.7.2024 angehoben wird.

Als Banker musste ich jahrzehntelang in die Pensionskasse BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes a.G, das Versorgungswerk der Finanzwirtschaft,  Beiträge in eine weitere, im Wesentlichen auf Aktien  basierende Rente einzahlen, die auch mit den jährlichen  Gehaltssteigerungen ständig angestiegen sind. Seit Beginn der Rentenzahlung Ende 2017 erfuhr aber diese Rente keinerlei Erhöhungen, sie stagnierte auf der Höhe der ersten Zahlung.

Daraufhin bat ich die BVV, mir die Gründe  für diese Stagnation mitzuteilen, zumal ich auch dieses Jahr keine Info über eine evtl. Erhöhung wahrnehmen konnte.

Als Antwort wurde auf die Gesetzeslage verwiesen, wonach der BVV rechtlich und vertraglich dazu nicht verpflichtet sei und außerdem die besondere Situation an den Kapitalmärkten dies nicht zuließe.

Der letzte Teil der  Begründung ist doch verwunderlich, sind doch die Börsen in den letzten 15 Jahren gut gelaufen. Darüber hinaus auch vor dem Hintergrund, dass der BVV  schon seit 1909  besteht und  zu den großen Pensionskassen in Deutschland zählt, welche die Anzahl der Beitragszahler und Vertragsunternehmen steigern konnte, selbst durch die Inflation/Gehaltssteigerungen zunehmende höhere Beiträge verbuchen können. Somit müsste man davon ausgehen können, dass der BVV  über entsprechende finanzielle Reserven verfügt, wie alle alte Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften.

Es sei denn, das BVV- Vermögensmanagement hat in der Vergangenheit miserabel gearbeitet (man munkelt in den Nuller-Jahren mit zu großen Fokus auf die damaligen überbewerteten Techwerte), welches zu einer Schmälerung der Substanz geführt hat und man daher zu keinen Rentenanpassungen mehr fähig ist.

Das erinnert mich an das Pensionsfiasko der Bafin, deren Pensionsgelder von der Deutsche Bundesbank verwaltet wurden, welche diese maßgeblich in  Anlagepapiere der Hypo Real Estate investiert hatte. Bekanntlich musste die Hypo Real Estate mit Steuergeldern gerettet werden.

Daraus lässt sich wiederum schließen, dass selbst  die Profis in der Deutsche Bundesbank oder  in der BVV vor Fehleinschätzungen nicht gewappnet sind mit sehr fatalen Folgen für die Anlager bzw. hier die Rentner.

Konsequenz dieser Geschäftspolitik  ist das  sukzessive Weginflationieren dieser BVV-Rente, insbesondere bei hoher Inflation wie derzeit im  Lebensmittelbereich, welche besonders die Rentner hart trifft. Die Inflationsrate, gemessen am derzeit definierten Inflationskorb, bestehend aus vielen Produkten, die für die Rentner nicht mehr diese Bedeutung haben, kann hier nicht angesetzt werden.

Wenn eine solche Aktienrente, wie hier beschrieben, gesetzlich eingeschränkt ist/wird, wie ist dann der Nutzen einer solchen Rente einzuschätzen, die nur in den ersten Jahren des Renteneintritts eine Aufbesserung verspricht, dann aber immer wertloser wird. Wären da nicht andere Möglichkeiten der privaten Vorsorge, deren Werte auch mit der Inflation steigen, deutlich besser?

Dieses Praxisbeispiel zeigt, dass Herr Lindner und damit die Ampelkoalition mit der auch von vielen namhaften Ökonomen sehr stark kritisierten Aktienrente auf einen völlig falschen Pfad gelandet ist, wobei die hierfür notwendige Refinanzierung über Schulden bei dieser Betrachungsweise noch nicht berücksichtigt wurde.
Diese hierfür noch aufzuwendenden Milliarden sollten lieber zur Stärkung des wirtschaftlichen Umfeldes, in die Bildung unserer Kinder (unser Rohstoff) und der dringend zu sanierenden Infrastruktur eingesetzt werden,
als sie einer kleinen Schar von Investmentbankern zur Zockerei zu überlassen, die sich damit im Übrigen die Taschen ohne eigenes Risiko voll machen und im worst case ein wohlhabendes  Leben in der Karibik verbringen.
Ohlsbach, den 27.6.2024

Elmar Emde

 

 

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