In der Wirtschaftspresse, u.a. im Handelsblatt, wurde über die wahnsinnige Kursexplosion von Nvida berichtet , welche mit ihren Chips zu einem Börsenwert per 19.6.2024 in Höhe von 3,34 Billionen US$ geführt hat. Diese Chips sollen ein Alleinstellungsmerkmal innehaben, welches angeblich in den nächsten Jahren Bestand haben soll. Im Zusammenhang mit der in aller Munde befindlichen KI sollen diese Chips u.a. eine wichtige Basis liefern.
Ob dieses Alleinstellungsmerkmal wirklich auf Jahre bestehen bleibt, muss bezweifelt werden, da sehr kapitalkräftige Marktteilnehmer alles daran setzen werden, ein ebenso gutes Produkt zu entwickeln und zu produzieren, um diesen Markt mit den sehr lukrativen Gewinnmargen abschöpfen zu können. Frage nach der Nachhaltigkeit des Nvidia-Börsenkurses stellt sich daher sehr dringend.
Mir ist dabei aufgefallen, dass in der Berichterstattung darüber grundsätzlich nur über die Symptome dieses Nvidia-Hypes , d.h. Entwicklung des Börsenwertes, Anstieg des Nettogewinnes und Umsatz und alles nur in Prozent usw. usw. berichtet wurde, vergeblich habe ich darin aber nackte Fakten wie Umsatzhöhe, Gewinn und Eigenkapital in US$ gesucht, womit man sich ein Bild hätte machen können, wie sich diese Basiszahlen zum Börsenwert verhalten.
Auch im Internet war es schwierig, diese Zahlen zu erhalten, vielmehr wird darin permanent über Planzahlen 2025 ff. berichtet, was den Verdacht nach einer bestimmten Strategie weckt und man damit nur den Hype noch weiter anheizen möchte.
Kurzum, im Geschäftsjahr 2023 (von Febr. 2023 bis Januar 2024) wurde nach meinen Recherchen ein Umsatz von US$ 60,9 Mrd. und ein Gewinn von US$ 12,3 Mrd. erzielt,
der Börsenwert ist somit ca. 270 mal höher als der Jahresgewinn, bzw. der Börsenwert ist rd. 55 mal höher als der Umsatz.
Auch wenn sich Umsatz und Gewinn vervielfachen würden, passen diese verhältnismäßig dann immer noch nicht zum jetzigen Börsenwert.
Bei allem Respekt vor dem sich abzeichnenden überaus positiven Analysen zur KI, dieses Zahlenverhältnis zeigt zum einen, dass dieser Börsenwert ein absolut imaginärer ist (zu diesem Börsenwert wird es keine Übernahme durch ein anderes Unternehmen geben) und zum anderen, wie Indexfonds zu diesem Wertanstieg beigetragen haben, da alle Indexfonds dieser Welt, welche den S&P Indexfonds abbilden, die Nvidia-Aktien kaufen mussten/ müssen, sei es physisch oder synthetisch.
Fazit: Viele Anleger werden künftig wieder gehörige Verluste verkraften müssen, wie übrigens auch bei Tesla, dem Star der Wirtschaftspresse in der Vergangenheit.
Irgendwie erinnert mich dieser Hype an die Tulpenmanie in 1637, welche den Preis für drei Tulpenzwiebel bis auf damalige 30.000 Gulden pro Zwiebel (durchschnittliches Jahreseinkommen damals 150 Gulden) ansteigen ließ, die Preise aber über Nacht wieder in sich zusammen fielen. Gier und Lemminge-Effekt haben damals wie heute zu diesen unverständlichen Entwicklungen geführt.
Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn alle diese hoch gepuschten Kurse von Nvidia, Microsoft, Apple & Co., welche allesamt ähnlich unverständliche Börsenwerte aufweisen, kurz vor der US-Präsidentenwahl in sich zusammen fallen würden.
Vergessen Sie bitte nicht, dass Putin einen überaus erfolgreichen hybriden Krieg gegen den Westen führt (diesen Blog hatte er aufgrund kritischer Beiträge zu Putin auch schon blockieren lassen und versucht es immer noch!!!). Was läge da näher, als den US-Finanzmarkt im Vorfeld der Präsidentenwahl kollabieren zu lassen, um damit seinen bevorzugten Kandidaten Trump noch weiteren Auftrieb zu verschaffen. Die Mittel und Wege dafür hat Putin.
Die Story um den Börsengang zu Trump Media passt zu diesem hybriden Krieg, womit Trump trotz des geringen Trump-Media-Umsatzes von US$ 3,4 Mio., aber hoher Verluste von ca. US$ 49 Mio. (Verluste ca. 14 mal höher als der Umsatz) von Trump Media enorm viel Geld für seinen Wahlkampf auf indirekten Weg in die Hände bekam.
Das klingt zwar jetzt etwas abenteuerlich, aber die äußerst erfolgreiche hybride Kriegsführung von Putin (sh. Europawahl / Brexit/ erste Wahl Trumps zum US-Präsidenten/ Aufstieg der rechten Parteien in Europa und weltweit) lassen die vielen nicht wirklich zu erklärenden Börsen-Hypes in diesem Ausmaß ohne Bezug auf die Substanz der Unternehmen entstehen. Eine diesbezüglich gesteuerte Finanzkrise könnte das amerikanische und letztlich das vom Westen dominierte weltweite Finanzsystem erschüttern und Putin und Xi Jinping in die Hände spielen.
Ohlsbach 26. Juni 2024
Elmar Emde